Grüβe aus der Heimat


Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

Herzliche Grüsse von Pfarrer Saju Thomas und meiner Familie aus Kerala, Indien.  Ich hoffe und bete, dass es euch gut geht, trotz der allgemeinen  unguten Situation überall auf der Welt. Ein Jahrgang mit zwei Null erspart uns nicht null Probleme. Es geht mir persönlich aber  gut hier in meiner Heimat Kerala.

Meine Heimat Kerala:

Der Name Kerala bedeutet Land der KokosPalmen, die es hier tatsächlich viele gibt. Ohne Kokonuss oder Kokosnussöl ist ein Gericht in Kerala kaum denkbar.

Kerala ist einer von den 28 Bundesstaaten Indiens mit circa 36 Millionen Einwohnern, südwestlich von Indien.  Die Einwohnerzahl Keralas macht nur über  2% der gesamten Bevölkerungsdichte Indiens aus und zählt 1,3 Milliarden Inder.  Obwohl fast 3,5 Millionen Keraliesen zurzeit im Ausland leben, z.B.in den arabischen Emirates, Amerika, Großbritannien, Europa und Australien arbeiten auch  soviele  Migranten aus anderen Bundesstaaten Indiens hier als Gastarbeiter in Kerala.  Seit der Ankunft des Apostels Thomas in Indien, 52 n. Chr. gibt es in Kerala das Christentum, aber trotzdem ist der Hinduismus mit 54,7% der erste in der Rangliste der Religionen Keralas, dann folgen der Islam mit 26,5% und das Christentum mit 18,8%.  Die gleiche Rangordnung  gilt auch für die Landesproportion mit 80% Hindus, über 14% Muslime und 2,5% Christen und andere.  

In Kerala ist das Klima feucht zwischen 80 und 90 Grad. Die Durchschnittstemperstur liegt das ganze Jahr hindurch zwischen 20 und 30 Grad.  Die 40 Flüsse Keralas sind eigentlich die Arterien  der lebendigen Quellen der Bevoelkerung. Die immer grünen Berge und Täler, der blaue Himmel und der jährliche  sintflutartige Monsunregen bieten Lebensraum für sehr viele  exotische Pflanzen, Früchte und Tierarten. 

Flora und Fauna:

Neben IT Ingenieuren, professionellen klassischen Medizinern und berühmten  Ayurveda Zentren leben hier auch  viele Menschen von der Landwirtschaft . In der Vielfalt der Natur gibt es hier im Lande: Pfeffer, Kardamom, Kokosnuss, Kautschuk, Gummibäume, Tee, Kaffee, Kakao, Muskatnuss, Nelken, Kurkuma, Ingwer und Cashewnuss-Plantagen. 

Früchte und Obst:

Jackfrucht, Mangos, Papaya, Ananas, Bananen, Ramputan und Mangostin um nur einige Obstsorten zu nennen. Über zwanzig Sorten von Bananen wachsen hier in Kerala, die auch gerne bei der Bevölkerung konsumiert werden. Cassava, Reis und Jackfrucht sind die  Grundnahrungsmittel der Malayalees. Obwohl die jetzige Generation dreisprachig aufwächst, ist Malayalam die Muttersprache.   Alle, die Malayalam als Muttersprache haben, werden Malayalees genannt. 

Exporte: 

Kerala exportiert nicht nur die schon erwähnten Gewürze,  Meeresfrüchte, IT Ingenieure, Professionals wie Ärzte, Krankenschwestern, Wissenschaftler und Ayurveda, sondern schickt auch Gastarbeiter in  den Weinberg Gottes.

Globalisierung:

Ein bekanntes Maxim sagt, “Global denken, lokal handeln”. Die ganze Menschheit ist ein Netzwerk der Beziehungen und des Handels. Die ganze Zivilisation der Welt ist ein Produkt der Teilhabe und Assimilation. Keine Zivilisation der Welt kann in sich alleine Bestand haben. Zum Beispiel, die Kalkulation sechzig Minuten sind eine Stunde stammt aus der assyrischen Kultur.   Solche Intervernetzung  können wir in unsrer  Sprache Kleidung, Musik, Kunst, Poesie….usw. immer wieder sehen. 

Neulich ist dieser Faktor der Intervernetzung und der Assimilation bewusster geworden als je zuvor, den nicht nur die Waren können im Handelsmarkt exportiert oder importiert warden, sondern auch die Viren. Die Epidemie Covid 19 lehrt uns, dass sie die ganze Menschheit egal ob groß oder klein, arm oder reich gleichermassen beeinträchtigen kann. Wir haben Hunderttausende von Menschen durch Covid 19 verloren. Unser tiefes Mitgefühl und unsere Gebete begleiten alle betroffenen Menschen. Wir tragen dieses Leid der Welt zum Leiden Christi, der mit uns geht. 

Neue Erkenntnisse:

Das Zusammenleben ist wichtiger als je und der Alleingang ist nicht zielführend. Geld ist Macht, aber trotzdem sind wir oft machtlos. Die Freiheit hat nur Wert, währt sie unser ganzes

Leben. Ausgangssperre lehrte uns, was die Obergrenze unserer Geduld ist. Diese Einschränkung hat uns gelehrt, wie kreativ wir unseren Alltag gestalten  können, z.B. im Kochen, Putzen, Ordnung halten und Spass haben mit Kindern.  Diese harte Zeit der  Bekämpfung der Epidemie schenkte uns enorme Zeit, uns mit uns selber zu beschäftigen: Was ist der Sinn meines Lebens und wie fragil ist das Menschenleben. Ich habe seit meinem Eintreten in die Ordensgemeinschaft, d.h. seit 36 Jahren noch nie soviel Zeit mit meiner Familie verbracht wie in dieser Pandemiezeit. Auch eine Osterfeier allein zu Hause nur mit der Familie, war bisher unvorstellbar. Auch meine tägliche Eucharistie  für eure Messintentionen feiere ich zuhause privat, an Sonntagen mit der ganzen Familie. Natürlich schließe ich dabei stets die Leidtragenden in aller Welt mit ein.  Ich bin sicher, dass ihr auch ähnliches oder intensiveres in dieser Krisenzeit erlebt habt. Eines muss man sagen, dass wir all diese Erkenntnisse ohne eine ungeheure Katastrophe gewinnen könnten. 

Es ist gesagt worden: Wir können nur das Bett kaufen, aber nicht den Schlaf.  Wir können nur Medikamente kaufen, aber nicht die Gesundheit und wir können vieles kaufen, aber nicht die Zeit. Das Wort Ökologie stammt aus dem griechischen Sprachgebrauch, nämlich “Oekos” und heißt übersetzt, “Haus”. Das heißt, diese Welt ist ein Haus, wo nicht nur wir Menschen zuhause sind, sondern auch der gesamte Mikro- und Makrokosmos, Tiere und Pflanzen. Wenn die Menschen die Achtung vor das Moral der Natur verlieren, sind wir selber die Verlierer. In dieser verlorenen Zeit der Menschen hat die Natur und der gesamte Kosmos viel gewonnen. Die Vegetation erholte sich, die Fische im Meer vermehrten sich, sauberes Wasser und frische  Luft können wir wieder einatmen. Kurz gesagt: Die erkrankte Zeit der Menschen war und ist  eine Lungen- und Lebensaderbehandlung des Kosmos. 

Zum Schluss:

Ich erinnere mich an eine Begebenheit der Gegenwart.  Ein älterer Herr kämpfte um sein Leben  im Krankenhaus in Italien wegen des Corona Virus. Er musste einige Tage zur Unterstützung der Atmung die Hilfe eines Ventilators annehmen. Es war nicht umsonst, er konnte gerettet werden durch die  Hilfe des Krankenhauspersonals. Über diese Hilfe war er sehr glücklich und dankbar. Dann sagte ihm der Arzt, dass die Behandlung fünftausend Euro kostet. Als er dies hörte, begann der ältere Herr zu weinen. “Er hat nicht genügend Geld”, dachte der Arzt. “Nein,” sagte der Patient, ich habe genügend Geld, aber mir ist nun  bewusster geworden, dass ich mein Leben lang diese Luft/Sauerstoff gratis ohne Dankbarkeit Gott gegenüber eingeatmet habe. Wie viel mehr bin ich dann Gott schuldig. Da rollten  auch aus den Augen der Ärzte viele Tränen.

Komm! Wir halten uns fest. Wir wollen noch bewusster leben und handeln. Möge Gott uns allen seinen reichen Segen schenken. Bitte bleiben Sie gesund.

Ich danke sehr dem hoch geschätzten  “Rosenbladl Team” für die Nachfrage und das Interesse, aus der Ferne zu hören. 

Pfarrer Saju Thomas, Indien.